Überfüllte Hörsäle, katastrophales Betreuungsverhältnis, Verschulung der einzelnen Studien, Zugangsbeschränkungen, Wiedereinführung der Studiengebühren, Kürzung von Familienbeihilfe und Studienbeihilfen, dauerndes kaputtsparen der Universitäten … es gab zahllose Gründe für die Studierendenbewegung #unibrennt, die vor genau 5 Jahren die Missstände an den Universitäten und die Probleme im Bildungs- und Wissenschaftsbereich zum brennendsten Thema des Herbstes 2009 machte. #unibrennt ist dabei natürlich nur die Spitze zahlloser Bildungsproteste und Aktionen gewesen, die in den Jahren zuvor schon tausende Studierende mobilisierten.
#unibrennt selbst begann jedoch mit der Besetzung der Aula der Akademie der Bildenden Künste am 20. Oktober 2009. Studierende und Dozent*innen protestierten hier gemeinsam gegen die Auswirkungen des Bologna-Prozesses auf die Akademie. Inspiriert durch diese Besetzung, wurde zwei Tage später, am 22. Oktober, nach einer Demonstration auch das Audimax der Universität Wien besetzt und schnell wurden die Hashtags #unibrennt sowie #unsereuni auch zum Namen dieser Bewegung.
In den Tagen nach der Besetzung wurden nicht nur zahllose Arbeitsgruppen, Workshops und Plenas abgehalten, sondern auch immer mehr Hörsäle in ganz Österreich besetzt, am Höhepunkt waren Hörsäle an 11 Universitäten in ganz Österreich gleichzeitig besetzt (Von der TU Wien, zu Graz, Linz bis nach Innsbruck). Doch auch international wurde #unibrennt wahrgenommen und so wurden zig Universitäten zunächst vor allem in Deutschland bald jedoch in ganz Europa besetzt, eine Internationale Studierendenbewegung (International Student Movement) veranstaltete gemeinsame Aktionstage und internationale Plena zur Vernetzung.
Am 28. Oktober fand die Erste von vielen Demonstrationen zur Bildungspolitik statt, die mit zigtausenden Teilnehmer*innen eine der größten Demonstrationen zur Bildungspolitik war, die es in Österreich jemals gegeben hat. Gio Hahn, damals seines Zeichens Wissenschaftsminister versprach zwar 34 Millionen zusätzlich für die Universitäten, ignorierte sonst jedoch jegliche Forderungen und verweigerte lange Zeit alle Gespräche. Abermals zeigte sich der Unwillen der Politik Bildungs- und Wissenschaftsfragen zu diskutieren, geschweige denn zu lösen.
#unibrennt wird zu diesem Zeitpunkt nicht nur von zigtausenden Studierenden unterstützt, auch zahllose Professor*innen und vor allem prekarisierte Jungwissenschaftler*innen arbeiten aktiv an der Bewegung mit und starten die Initiative der Squatting Teachers. Auch über die Bildungspolitik hinaus wird #unibrennt von Gewerkschaften, vielen NGOs und zivilgesellschaftlichen Initiativen unterstützt. Besonders die Situation der Obdachlosen im beginnenden Winter wird gegen Ende der Besetzung zu einem immer wichtigeren Thema (woraus z.B. die erfolgreiche Initiative VinziRast mittendrin entstand).
Nach ereignisreichen Monaten, voller Arbeitsgruppen, Institutsvollversammlungen, Konzerten, Demonstrationen, kreativen Aktionen und der alltäglichen Besetzungsarbeit, die Bildungspolitik über Wochen auf die Titelseiten wie in die Köpfe der Leute gebracht haben, lässt das Rektorat am 21. Dezember 2009 das Audimax räumen.
Initiativen wie die Kritische Uni in Innsbruck, die es bis heute gibt, und der von# unibrennt initiierte und organisierte Gegengipfel – der Aktivist*innen aus ganz Europa nach Wien führte – zum am 11. März 2010 in Wien stattfindenden Bologna-Gipfel zeigen die nachhaltige Politisierung und Bewegung in der Bildungspolitik.
Heute, 5 Jahre später, ist es daher nicht nur Zeit an #unibrennt zu erinnern und eine kritische Reflexion zu starten, sondern auch Bildungspolitik wieder verstärkt zu diskutieren. Aus diesem Grund veranstalten wir einen Kongress, der Raum für Kritik an #unibrennt gleichermaßen wie an der herrschenden Politik, sowie für die Entwicklung neuer Perspektiven und Kämpfe bieten will.
Ihr seid alle dazu eingeladen aktiv am Kongress mitzuarbeiten und Workshops und Diskussionen einzubringen, näheres dazu in unserem Call.
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